Die 3. Life Science Zurich Impact Conference widmete sich am 23. Mai dem Thema «Data for Health». Rund 350 Teilnehmende nutzten die Gelegenheit, sich über aktuelle Trends zu informieren und Networking zu betreiben.
Daten spielen für die Medizin der Zukunft eine zentrale Rolle. Sie ermöglichen es, Krankheiten besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln. Im Rahmen von Keynote-Referaten, parallelen Sessions und einer Podiumsdiskussion wurden an der Konferenz die Chancen und Herausforderungen der datenbasierten Medizin diskutiert. Daneben boten ein Investor Track, Networking-Meetings und ein Ausstellungsraum vielfältige Möglichkeiten der Vernetzung.
Als grundsätzlicher Trend stand dabei die Entwicklung in Richtung Präzisionsmedizin im Zentrum. Um Behandlungen besser auf den einzelnen Menschen abzustimmen, sind mehr und genauere Daten wie auch neue Technologien nötig. Zu solchen technologischen Innovationen gehören etwa Organoide, wie Professor Hans Clevers, Leiter Forschung und frühe Entwicklung sowie Mitglied der erweiterten Konzernleitung bei Roche, ausführte.
In datenbasierte Methoden zur präziseren Diagnostik von Tumoren gab gleich im Anschluss Bernd Bodenmiller, Professor für quantitative Biomedizin an ETH und Universität Zürich Einblicke. Sein Team arbeitet daran – inzwischen auch im Rahmen des Start-ups Navignostics – dass Einzelzell-Daten auch in «Digitale Tumore» einfliessen, um das Krankheitsgeschehen und Therapiewirkungen zu simulieren.
In den parallelen Sessions wurden zahlreiche Projekte präsentiert, die mithilfe von Daten die Medizin verbessern wollen. Als Herausforderungen wurden dabei immer wieder genannt: das Datenmanagement, die Interoperabilität von Daten und der Schutz der Privatsphäre – beziehungsweise die Frage, wem die Daten gehören sollen. Umso wichtiger seien gemeinsame, institutionsübergreifende Datenstandards, wurde an der Konferenz betont. Nur so liessen sich die bisherigen, isolierten «Datensilos» überwinden.
Wie eine solche Daten-Standardisierung an der Universitätsklinik Balgrist in Zürich erreicht werden soll, davon berichteten Professor Philipp Fürnstahl und Dr. Sebastiano Caprara. Mit dem Projekt OR-X wird an der Klinik ab August 2023 zudem ein chirurgisches Forschungs- und Lernzentrum zur Verfügung stehen. Darin sollen unter anderem neue Operationstechnologien wie Augmented Reality, Robotik und Künstliche Intelligenz erprobt werden. Entsprechend digitalisiert und datenbasiert ist das Projekt ausgerichtet.
Wie wichtig Daten sind, wird spätestens dann klar, wenn sie fehlen. Dies sei zum Beispiel im Bereich der Gendermedizin der Fall, wie Catherine Gebhard, Professorin am Inselspital Bern berichtete. Der «Gender Data Gap» zeige sich etwa darin, dass in Studien Männer meist überrepräsentiert sind und Frauen öfter unter Nebenwirkungen von Behandlungen leiden. Blinde Flecken gibt es gemäss Susanne Gedamke, Geschäftsführerin der Schweizerischen Patientenorganisation, auch hinsichtlich der Perspektive der Patientinnen und Patienten. So sei wenig darüber bekannt, wie diese medizinische Dienstleistungen beurteilen.
In der Podiumsdiskussion der Konferenz wurde noch einmal klar: Es geht um mehr als nur Daten. Eine gute Infrastruktur, ein Governance-Rahmen und ein gesellschaftliches Verständnis des Datenteilens sind ebenso wichtig, um Gesundheitsdaten sinnvoll nutzen zu können. Dazu seien die entsprechenden finanziellen Ressourcen nötig. Insgesamt waren die Podiumsteilnehmenden zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren viel erreicht werde hinsichtlich der weiteren Digitalisierung des Gesundheitswesens und der Nutzung von Daten in der Medizin. Zum Abschluss der Konferenz durften die beiden Start-ups aiEndoscopic und Positrigo eine Auszeichnung für die besten Präsentationen ihrer Unternehmen im Investor Track entgegennehmen.