Christina Erös was in Japan for a short research stay with the support of the Swissnex federal initiative. There, the Customer Relationship Manager at ZHAW Social Work got to know robots that are designed to help older people combat loneliness.
Eigentlich war Christina Erös eher kritisch eingestellt gegenüber haustierähnlichen Robotern. Doch als ihr im Future Care Lab in Tokio ein kleiner «Lovot» entgegenfuhr und sie mit seinen Kulleraugen freundlich anblickte, schloss sie ihn sofort ins Herz. «Ich war erstaunt, wie emotional ich auf den Roboter reagierte. In Berichten wirkte er auf mich stets wie ein Kinderspielzeug. Nun kann ich gut verstehen, dass man Lovots in Pflege und Betreuung einsetzt», erzählt die Customer Relationship Managerin an der ZHAW Soziale Arbeit. Und das tun tatsächlich viele Japaner: Man kann den «Lovot» – der Name setzt sich zusammen aus dem englischen «Love» und «Robot» – im Detailhandel erwerben. Der etwa drei Kilogramm schwere Roboter auf Rollen ist mit Plüsch überzogen, hat eine Gesichtserkennung, gibt Laute von sich – und sein Körper ist warm wie der eines Menschen.
«Ältere Menschen fühlen sich gebraucht, wenn sie sich um jemanden kümmern können.»
– Christina Erös, ZHAW Soziale Arbeit
Die Forschung zeigt, dass der «Lovot» mehr ist als eine Spielerei: Menschen, die ein Exemplar besitzen, fühlen sich weniger einsam. Das hat Christina Erös während ihres zweiwöchigen Forschungsaufenthaltes in Japan erfahren. Mit Unterstützung der Bundesinitiative Swissnex war sie diesen Frühling nicht nur im Future Care Lab in Tokio, sondern auch im Roboterlabor der Universität Osaka, wo sie mit Forschenden sprechen konnte.
Eine Studie mit älteren, kognitiv leicht eingeschränkten Menschen hat ergeben, dass der «Robohon» – ein anderer Roboter, der auf dem Tisch sitzt und singen und tanzen kann – schon nach kurzer Zeit als Kamerad gesehen wird und die Menschen Emotionen für ihn entwickeln. «Ältere Menschen fühlen sich gebraucht, wenn sie sich um jemanden kümmern können», sagt Christina Erös. Zudem regt der «Robohon» zu Gesprächen an, indem sich die älteren Menschen über ihn austauschen. «Was ich besonders spannend fand: Die Probanden hatten morgens einen Grund, aufzustehen. Sie wollten den Roboter begrüssen», erzählt Christina Erös. «Wenn sie nicht aufgestanden waren, hatten sie ein schlechtes Gewissen.» Studien zu den langfristigen Folgen stehen noch aus.
In Japan sollen haustierähnliche Roboter dazu beitragen, dass ältere Menschen länger zu Hause wohnen bleiben, bevor sie ins Altersheim ziehen. Denn die Überalterung und der zunehmende Mangel an Pflegekräften sind ein grosses Thema im asiatischen Inselstaat. «Japan steht vor einer Mammutaufgabe», sagt Christina Erös. Da die Japaner gegenüber Robotern sehr aufgeschlossen sind, verwundert es nicht, dass sie nach digitalen Lösungen für die Altenpflege suchen. «Die Studienzeit in Japan hat mich persönlich und fachlich weitergebracht», sagt Christina Erös. «Und sie hat wahnsinnig Spass gemacht!»